Text von Andreas Gerloff:         40 Jahre Gemeinde Hohenstein

Breithardt - ein liebenswerter Teil von Hohenstein

Quelle:  Hohenstein - zur Geschichte seiner 7 Ortsteile von Ferdinand Weckmüller

 

„Gott zum Gruße, Fremdling. Seyd willkommen in Bretterthe. Bewundert er den stolzen Turm unseres Dorfes? Schon lange Jahre stehet er hier und raget über alle Dächer des Dorfes. Kommet in die Schänke und erzählet, woher Ihr kommet und was euch zu uns führet.“

 

So oder so ähnlich mag es sich angehört haben, als ein Reisender oder Wanderer  im Jahr 1263/ 1265 in den Ort Bretterthe unserem  heutigen Breithardt kam.

 

Aus dieser Zeit wurde im katzenelnbogischen Teilungsvertrag erstmals ein Ort mit dem Namen Bretterthe erwähnt, man geht davon aus, dass sich der Name von „breit“ und „erthe“ ableitet. Was im Alt- wie Mittelhochdeutschen soviel wie „weites/großes (landwirtschaftlich) bebautes Land bedeutete.

 

Die Breithardter Senke zwischen den Auen der oberen und unteren Aar stellte auch einen idealen Standort für eine Agraransiedlung da. Im Laufe  der Zeit konnte man verschieden Schreibweisen (Breitherde, Breiterde, Breterde, Breitart) nachweisen und man sieht deutlich wie sich der Namen bis zur heutigen Schreibweise entwickelt hat.

 

1418 erhielt Breithardt die Stadtrechtsurkunde, hierin erlaubte Graf Adolf von Nassau-Idstein

 

„Stock und Galgen, Räder setzen, Halsgericht und alle anderen Gerichte hoch und nieder, zu Breithardt und in dessen Bezirk einzurichten und zu gebrauchen.

 

Die Breithardter Kirche wird erstmals 1341 erwähnt, jedoch zeigen ihre heute noch romanischen Bauelemente, dass sie etwa in der Zeit zwischen 1000 und 1200 erbaut worden sein muss. Der weithin sichtbare Wehrturm  schützte Mensch und Vieh bei kriegerischen Überfällen.  Im 15. Jahrhundert wurde der neue Chorraum von einem Sohn unserer Gemeinde Adolf von Breithardt (ca. 1420-1491), der es vom Sohn eines Hirten zum Kanzler des Mainzer Erzbischofs Adolf des 2. von Nassau brachte, gestiftet. Noch heute erinnert in der Breithardter Kirche sein gestiftetes Wandtabernakel mit der Kreuzigungsgruppe, die seine Eltern und Schwester darstellen an ihn.

 

Nach dem 2. Weltkrieg fanden viele Flüchtlinge in Breithardt eine 2. Heimat, damit wuchs der Anteil der kath. Bevölkerung und es entstand 1956 die katholische Kirche St. Klemens Maria Hofbauer am Fuße des Daubes (Breithardter Hausberg).

 

Eine eigene Schule wird erstmals 1594 erwähnt, wie aber das Beispiel Adolf von Breithardt und eine Reihe weiterer aus Breithardt stammender Kleriker und Amtsleute zeigt, hatten schon im frühren 15. Jahrhundert Söhne nicht adliger Familien neben den Adelssöhnen Gelegenheit zum Schulunterricht. Das erste Schulhaus, ein klein, baufälliges Häuslein stand auf dem Kirchhof, am 15.11.1889 wurde der jetzige Backsteinbau eingeweiht.

 

Der Dreißigjährige Krieg hinterließ aus in Breithardt seine Spuren, so zählte die Einwohnerzahl bei Kriegsende 1648 noch ca. 10 Personen.

 

Im Laufe der Zeit entwickelte sich Breithardt zu einer stark landwirtschaftlich geprägten Gemeinde, wobei wirtschaftlich die Wollfärberei und Tuchmacherei von großer Bedeutung waren, hieraus stammen auch der alten Hausnamen „Blofärbersch“ oder „Forbersch“.

 

Im Jahr 1970  hat Breithardt 1257 Einwohner und ist damit beim Zusammenschluss der 7 Hohensteiner Ortseile der bevölkerungsreichste Ortsteil. Bedingt durch seine geografische Lage wurde Breithardt zum Verwaltungssitz, der  Hohensteiner  Ortsteile. In einem ehemals zu Beginn des 20. Jahrhundert gebauten Kaufhauses wurde die Gemeindeverwaltung untergebracht. 

 

Aus dem stark landwirtschaftlichen geprägten Ortsbild, so gab es  1972  noch 12 Vollerwerbs- und ca. 10 Nebenerwerbsbetriebe, welche sich größtenteils in der Langgasse befanden, entstand nun der Gemeindemittelpunkt für Hohenstein. In den Jahren 1984 bis 1987 entstand auf dem Gelände des ehemaligen Hof Schönborn und dem alten Rathaus ein modernes Gemeindezentrum mit angrenzender Gastwirtschaft.

 

Von den landwirtschaftlichen Betrieben  verblieben im Laufe der Zeit nur noch ein Vollerwerbs- und 5 Nebenerwerbsbetriebe, wobei nur noch  ein Betrieb Viehhaltung betreibt.  

 

Breithardt entwickelte sich somit zu einem fast reinen Wohnort mit einer abwechselungsreichen Infrastruktur und einem breit gefächerten Angebot an Vereinen. 

 

Das Vereinsleben entstand nicht erst in jüngster Zeit, sonder viele Vereine sind bereits historisch gewachsen. So wurde z.B.  die Sängervereinigung  Breithardt 1881, der TUS 1904, der RMSC 1925, die Feuerwehr 1934, der Posaunenchor 1951, die Landfrauen 1952 und der Eselverein 1962 gegründet.

 

Die Vereine bieten ein umfangreiches Angebot zur Freizeitgestaltung und  schaffen dadurch gute Möglichkeiten der Integration, kein Fremder muss bei uns ein Fremder bleiben, jeder ist herzlich eingeladen mitzumachen.

 

Am 4. Sonntag im Oktober lädt jedes Jahr die Kerb zu einem gemütlichen Miteinander für Jung und Alt ein und am 1. Adventswochenende findet alljährlich ein großer Weihnachtsmarkt rund um das Gemeindezentrum statt.

 

Für das leibliche Wohl sorgen 6 Gastwirtschaften,  wo man heute für jeden Geschmack etwas finden kann.

 

Mittlerweile ist der Ortsteil Breithardt auf 16XX Einwohner angewachsen, viele „Neubürger“ fanden in den Baugebieten (z.B. Reuterweg, Bergstr., Stückgraben, Wolfenborn und Lanzenstein) ein Zuhause. Mit den großen Baumaßnahmen der letzten Jahre: „ Kunstrasenplatz, Kindergarten und Feuerwehr wurde die Lukrativität weiterhin gesteigert.